Rennofen Gut Berentrop
In Neuenrade wurden 16 Rennfeuerplätze entdeckt, die sich zumeist im Brunnenbachtal nahe des Prämonstratenserklosters Berentrop befinden. In dieser Zeit breitete sich die Rennfeuerverhüttung ungewöhnlich stark aus, was vor allem auf das Anwachsen des Eisenbedarfs (Herstellung von Waffen und Rüstungen, Burgenbau, Städtegründungen) zurückzuführen war. Im märkischen Sauerland konnten mehr als 1400 Eisenschmelzplätze und Eisenverarbeitungsstätten festgestellt werden, die größtenteils aus dem 11.-13. Jh. stammen.
Das Zentrum der Eisenerzeugung lag früher nicht im Ruhrgebiet, sondern in Sauer- und Siegerland. Dies hatte seinen Grund im Wald- und Erzreichtum dieser Gebiete, denn zur Eisenerzverhüttung benötigte man damals außer dem Erz große Mengen an Holzkohle. Hinzu kam, dass sich die Bevölkerung wegen des unfruchtbaren Bodens und der ungünstigen Witterungsverhältnisse in diesem bergigen Landesteil schon damals nach anderen Erwerbsmöglichkeiten als der Landwirtschaft umsehen musste.
Der Name 'Rennfeuer' wird dabei von 'zerronnen' bzw. 'rinnen lassen' der Schlacke abgeleitet. In unmittelbarer Nähe von Gut Berentrop wurde 1965 von Manfred Sönnecken der am besten erhaltene Rennofen des märkischen Sauerlandes entdeckt und auf das 13. Jahrhundert datiert. Der Ofen besteht aus Ton und Lehm und hat einen Herddurchmesser von 50 cm sowie eine Schachthöhe von 80 cm, dürfte aber eine ursprüngliche Höhe von etwa 130-150 cm gehabt haben. Den damals während des Schmelzvorganges verschlossenen Herdausgang hatten die Eisenhüttenleute nach dem Schmelzen aufgebrochen, um die flüssige Schlacke abfließen zu lassen und die 'Eisenluppe', d.h. den Klumpen aus Eisen, herauszuziehen.
Damit nun der geöffnete Rennofen nicht weiter zerfiel, musste dieser Teil wieder restauriert werden. In der linken Herdwand befindet sich in 20 cm Höhe über der Sohle ein faustgroßes Windloch, in dem ursprünglich eine aus Ton gebrannte Düse (lichte Weite 3 cm) steckte. Mit Hilfe eines Tretblasebalges, der in einer muldenförmigen Vertiefung angebracht war, wurde hier Luft in das Ofeninnere geblasen. Das Eisenerz wurde im benachbarten Tagebau gewonnen und zum Schmelzplatz befördert. Hier wurde das Erz aufbereitet, in dem es bis auf Nuss- und Erbsengröße zerkleinert und im Holzkohlefeuer geröstet wurde.
Die Holzkohle, die auch als Brennstoff für den Ofen diente, wurde auf umliegenden Meilerplätzen gewonnen. Für einen einzigen Schmelzvorgang verbrauchte man etwa 150 kg Erz und 500 kg Holzkohle und erhielt nach ca. 8-9 Stunden eine etwa 15 kg schwere Eisenrohluppe, die noch erheblich durch Holzkohle und Schlackeneinflüsse verunreinigt war und anschließend in den Schmieden weiterverarbeitet wurde.
Mit Hilfe der Stadt Neuenrade, des Märkischen Kreises und des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege wurde 1983 für den Rennofen eine Schutzhütte gebaut, so dass das technische Kulturdenkmal jedem interessierten Bürger zugänglich ist.
Besichtigung
Der Rennofen kann jederzeit oder nach Voranmeldung bei Herrn Peter Heymann (02392/507240) besichtigt werden.
Freier Eintritt: 0 €