Brenscheider Kornmühle
Die Brenscheider Kornmühle mit ihrem Backofenanbau und die Brenscheider Ölmühle bilden ein einmaliges Mühlenensemble in Westfalen. 1395 findet die Kornmühle erstmals urkundliche Erwähnung. Sie war eine landesherrliche und Bannmühle.
Die Brenscheider Mühlen sind ein ganz besonderes Denkmalensemble bei WasserEisenLand und führen es vor Augen: Der Wasserreichtum in Südwestfalen veranlasste die Menschen schon im Mittelalter, mit Hilfe von Wasserrädern die natürliche Energie der Bach- und Flussläufe zu nutzen.
Die Mühle ist ein zweigeschossiges Haus mit Satteldach und gliedert sich in einen Fachwerkteil, in welchem sich die Mahlgänge befinden, und in einen Bruchsteinteil, in der die Bäckerei untergebracht ist. Vor der Giebelseite ist ein Backofen angebaut (auch 'Backes' genannt), der die Form eines kleinen Hauses hat und vom Inneren des Mühlengebäudes bedient wird. Das oberhalb der Mühle gestaute Bachwasser lief ursprünglich auf zwei Mühlräder, von denen jedes einen der beiden Mahlgänge antrieb: Den 'Schrotmahlgang', der die Getreidekörner grob zermahlte, und den 'Feinmahlgang'.
Im Zuge der späteren Restaurierung wurden die beiden Wasserräder dann durch ein einziges ersetzt. Beide Mahlgänge haben einen festliegenden Bodenstein und darüber einen beweglichen Stein, den sog. 'Läufer'. Das in Säcken angelieferte Korn wird von der Bühne aus in die rüttelnden Trichter gekippt. Von dort aus gelangt es durch ein Loch im Läufer auf den rotierenden Bodenstein, der das Korn zermahlt. Beim Feinmahlgang fällt dann das Mehl in das sog. 'Beutelwerk', einen Schlauch aus Gaze, der heftig gerüttelt wird und so das Mehl von der Kleie trennt. Die Kornmühle wurde 1593 (Baujahr wohl 1588) zum ersten Mal urkundlich erwähnt und unterstand den jeweiligen Landesherren. Zunächst war sie im Besitz der Herzöge von Kleve, die zugleich Grafen von der Mark waren, ab 1609 gehörte sie dann den Kurfürsten von Brandenburg und späteren Königen von Preußen.
Die Brenscheider Mühle war eine sogenannte 'Bannmühle', d.h. die Bauern der Umgebung waren gezwungen, in dieser und keiner anderen Mühle ihr Korn mahlen zu lassen - eine Vorschrift, die noch aus dem Mittelalter herrührte. Um 1700 waren es ca. 800 Bauern, die diesem 'Mahlzwang' unterlagen. Sie alle waren in Wiblingwerde, Winkeln und der näheren Umgebung ansässig. Da diese Landschaft nicht besonders ertragreich war und die Bauern arm blieben, waren auch die Einnahmen der Mühle entsprechend gering.
Ursprünglich wurde die Mühle immer nur auf Zeit verpachtet, ehe 1765 dann mit Jacob Hermann Brenscheid der erste Erbpächter eingesetzt wurde, dessen Familie drei Generationen lang die Mühle bewirtschaftete. 1839 ging sie dann in Privateigentum über: Sie wurde von Johann Diedrich vom Hagen erworben, in dessen Familienbesitz sie bis heute verblieb.
Mit der Aufhebung des Mahlzwangs zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Mühle. Die Kornverarbeitung verlagerte sich in zunehmendem Maße auf die Großbetriebe, so daß die Mühle 1952 geschlossen werden mußte. Der Mühle angegliedert ist eine Bäckerei, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts neu eingerichtet worden war. Schon bis Anfang des 18. Jahrhunderts war in der Mühle Brot gebacken worden, doch als in Preußen 1717 die 'Akzise' eingeführt wurde - eine Art Verbrauchersteuer für die Städte -, durfte zu gewerblichen Zwecken nur noch in den Städten Brot gebacken werden. Erst mit Aufhebung der Akzise ca. 100 Jahre später konnte auch in der Brenscheider Mühle wieder eine Bäckerei eingerichtet werden, die die Landbevölkerung mit Brot versorgte. Zusammen mit der Kornmühle wurde sie dann 1952 geschlossen.
In den Jahren danach wurden keinerlei Reparaturarbeiten vorgenommen, so daß das gesamte Gebäude zu verwahrlosen begann. Seit 1975 wurde die Mühle dann von Grund auf restauriert: Mauerwerk, Dach und Backhaus wurden instandgesetzt, das Mahlwerk renoviert und ein neues Wasserrad gebaut. Da die ursprüngliche Einrichtung der Backstube nicht mehr vorhanden war, musste man auf die Arbeitsgeräte einer aufgelösten Bäckerei aus Nachrodt zurückgreifen. 1984 konnte dann zum ersten Mal seit 32 Jahren wieder Brot gebacken werden. Seit dieser Zeit finden auch wieder regelmäßig Backvorführungen statt. Backvorführungen mit Verkauf monatlich jeden ersten Samstag von Mai bis Oktober - Innenbesichtigung der Mühle nach Anmeldung
Ansprechpartner: Herr Hans-Otto Camphausen, Tel. 0 23 52 / 2 21 50.
Rund um die Mühlen werden fünf landschaftlich reizvolle - für den Lehrunterricht geeignete - Themen-Wanderwege angeboten:
- Forellenweg (20 min.)
- Eulenweg (60 min)
- Wildschweinweg (90 min.)
- Fuchsweg (120 min.)
- Genießerweg (Tagestouren mit Einkehrempfehlungen)
Die Brenscheider Kornmühle ist eine Sehenswürdigkeit bei >WasserEisenLand - Industriekultur Südwestfalen.
freier Eintritt:
Kontakt & Anfahrt
Brenscheider Mühle 1
Nachrodt-Wiblingwerde 58769