DAS TRIBUNAL (14+)

Von Dawn King

Übersetzung:
Henning Bochert

Regie:
Moritz Seibert

Ensemble:
Lotta Lurch, Felix Bitter,
Zoltan Selo, Frieda Bücheler,
Bastian Schütte, Judith Hiller,
Milena Tovmasyan, Mira Gräf,
Aminata Condé, Niklas Windeck,
Leandro Siantis, Niklas Jost,
Maximilian Teschner, Fynn Gregorius,
Lena Riedel, Lena Dörr,
Axel Becker, Sandra Kernenbach
und Miriam Gronau

Bühne:
Moritz Seibert

Kostüm:
Katharina Savvides

Ausstattung:
Katharina Savvides

Musik:
Ralf Sunderdick

Junges Theater Bonn

Nachgespräch im Anschluss an die Vorstellung!

Im Freien sind es heute fast 50 Grad - und der Sommer hat noch nicht mal angefangen. Und hier, in der ehemaligen Schule, die zu einem Gerichtsgebäude umfunktioniert wurde, ist es auch nicht viel kühler. Die Klimaanlage läuft zwar, aber nur auf der niedrigsten Stufe, denn selbst das verursacht eigentlich schon viel zu viel zusätzliches CO2.
Die Fenster öffnen, um etwas Durchzug herzustellen, ist leider auch nicht möglich, denn das Öffnen von Fenstern ist verboten, da man die Luft draußen nicht mehr ungefiltert einatmen darf.
Die Klimakrise hat Mitteleuropa voll erwischt, und der Temperaturanstieg ist so drastisch, dass das tägliche Leben der Menschen gewaltig beeinträchtigt ist.

In einem notdürftig zum Gerichtssaal umgestalteten Klassenzimmer treffen sich heute trotz der unerträglichen Hitze zwölf Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Sie lernen sich zum ersten Mal kennen und werden zum ersten Mal eines der vielen Tribunale bilden, um gemeinsam zu urteilen: Über einzelne Erwachsene aus der Generation ihrer Eltern, über deren Verbrechen gegen die Umwelt, über deren Beitrag zur Zerstörung der lebenswerten Welt.

Es handelt sich nicht um normale Gerichtsverfahren, mit Richtern und Anwälten, mit Zeugen und Kreuzverhören. Die Angeklagten haben nur genau fünf Minuten Zeit, um ihr Verhalten zu erklären. Waren die vielen Flüge freiwillig, nur zum Vergnügen? Oder hat der Arbeitgeber sie angeordnet? Wie oft wurde Urlaub gemacht? Oder Fleisch gegessen?
Nachdem im Dezember 2018 der Sonderbericht des Weltklimarates erschienen war, konnte niemand mehr behaupten, er oder sie habe nicht gewusst, welche Folgen für die Menschheit drohen...
Das ist die Annahme. Wer sein Verhalten dennoch nicht geändert hat, ist schuldig.

Denn die Folgen sind kaum noch umkehrbar und die Jugendlichen sind mit einer Welt konfrontiert, in der es sich für sie nicht mehr leben lässt. Für all die Erwachsenen, die wissentlich zu dieser Entwicklung beigetragen haben, reichen die Ressourcen nicht. Die Schuldigen müssen also möglichst schnell verurteilt und entsorgt werden, damit für die Kinder ein wenig Hoffnung bleibt, dass es irgendwann auch wieder besser werden könnte.

Die Tribunale haben genau 15 Minuten Zeit, um jeden Fall zu diskutieren und dann ein Urteil zu sprechen. So ist also nicht nur die Umwelt zerstört, sondern auch der Rechtsstaat ausgeschaltet worden.

Das Tribunal von der Britin Dawn King ist eine grausame Dystopie. Das Drama spielt in der nahen Zukunft und zeichnet ein düsteres Bild einer ehemals zivilisierten Welt, in der Menschen ohne technische Hilfe kaum noch überleben können, und in der alle wesentlichen Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit über Bord geworfen wurden - um zu retten, was kaum noch zu retten ist.

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