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Rückzug und Stille, Erlebnis und Wissen im Wald des Märkischen Sauerlands

Wald gehört zum Märkischen Sauerland wie die Luft zum Atmen. Das liegt zum einen daran, dass er mit 49,9 % ganz knapp die Hälfte unserer Fläche bedeckt. Sodass wir zum anderen meistens nur aus der Haustür treten müssen, um ihn zu erreichen, zu riechen oder zumindest zu sehen. Unser Wald hat eine wechselvolle Geschichte und die Zeiten sind für ihn alles andere als einfach. Ein Grund mehr, ihn ganz bewusst wahrzunehmen und möglichst viel über ihn zu erfahren – auch zu seinem Schutz. Ganzjährige Walderlebnisse im Märkischen Kreis tragen dazu bei.


Das Erlebnis Wald hat im Märkischen Sauerland viele Facetten. Die bekannteste ist das Spazieren und Wandern auf unseren vielen gut ausgebauten Wanderwegen mit Routen von einfach bis herausfordernd, von kurz bis lang. Der Märkische Kreis liegt auch an zwei Fernwanderwegen: Die Sauerland Waldroute beginnt in Iserlohn und der Sauerland-Höhenflug hat seine Startpunkte in Altena sowie Meinerzhagen. Daneben führen Radrouten durch unsere Wälder, ebenfalls mit verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden. 

Doch darüber hinaus gibt es im Märkischen Sauerland ganz unterschiedliche Walderlebnisse. Mal geht es um Entspannung, mal um Abenteuer und Körperbeherrschung, mal um spielerisches Erfahren. An einigen Orten geht das Walderlebnis mit dem Lernen Hand in Hand: In unseren Naturerlebniszentren, die sich der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) annehmen. Hier findet Umweltbildung als Erlebnis statt – eben auch in den Wäldern des Märkischen Kreises


Wald intensiv wahrnehmen: Waldbaden im Märkischen Sauerland

Sonnenlicht flimmert durchs bunte Blätterdach. Der Boden ist weich. Gerade eben hat es geregnet. Nur ein kleiner, erfrischender Schauer. Jetzt tropft es von den Bäumen, ein fröhliches Waldkonzert. Ein paar Meter weiter plätschert ein Bach. Der Duft ist intensiver als zuvor, die Feuchtigkeit bringt ihn zum Schwingen. Erde, Blätter, Pilze liegen in der Luft. Hier und da auch ein Hauch von frischem Grün. Denn auch im Herbst treibt noch das eine oder andere Kraut. Wie schön wäre es, dieses frische Aroma mit nach Hause zu nehmen. Das geht natürlich nicht. Aber es gibt eine Möglichkeit, solche Momente ganz bewusst und intensiv zu erleben. So nachhaltig, dass sie bleiben. 

Waldbaden ist das Zauberwort. Dieses besondere Erlebnis zu allen Jahreszeiten ist vor allem still und leise, ein Gegenpol zum hektischen Alltag. Waldbaden im Märkischen Sauerland folgt der japanischen Tradition Shinrin Yoku, in Japan als gesundheitsfördernde Methode anerkannt. Es lehrt, den Wald bewusst mit allen Sinnen wahrzunehmen und zu genießen. Die Farben erfreuen die Augen, die natürlichen Düfte und Aromen bahnen sich den Weg durch die Nase, die Ohren nehmen das Rauschen der Blätter und weitere Waldgeräusche wahr. Vielleicht kommt auch der Geschmackssinn beim Probieren einer Frucht auf seine Kosten. Das Gehen und sanfte Bewegungsübungen erleichtern das Abschalten. Dabei geht es auch um Achtsamkeit, also darum, den Moment ausgiebig zu erleben. 


Kurse und Termine zum Waldbaden kannst du bei Karin Braukhaus-Becker in Balve buchen. Die VHS Iserlohn bietet zweimal jährlich Exkursionen zum Waldbaden nach Shinrin Yoku an, meistens in den Monaten Mai/Juni und September/Oktober. 






Geheimnisse erforschen auf den Forstwegen im Ebbegebirge

Es ist Anfang März, vielleicht auch Mitte des Monats, und im Herveler Bruch beginnt es in der Erde zu knistern. Nicht so, dass wir Menschen es hören könnten. Sondern leiser als flüsterleise, sodass ein Eichhörnchen, das sich während der Winterruhe gerade einen Snack aus dem Depot holt, kurz im Knabbern innehält. Nur um gleich weiter zu mümmeln. Denn dieses Knistern stammt weder von einem Marder, noch von einer Katze. Der wäre es hier sowieso viel zu feucht.  Nein, dieses Knistern stammt von einer Pflanze. Und schon bald wird das Knistern in ein tausendfaches unhörbares Sausen münden, wenn die Märzenbecher austreiben und schließlich mit ihren weißgelben Glöckchen den Frühling einläuten. Auch das hören wir Mensch nicht. Aber wenn wir zur passenden Zeit über den Märzenbecherweg wandern, sehen wir das Glöckchenmeer der Märzenbecher. 

Das Ebbegebirge zwischen Meinerzhagen und Herscheid mit der Nordhelle als höchster Erhebung birgt einige Geheimnisse. Sie spiegeln sich in den teils eigenwilligen Namen der rund 30 Forstwege wider, die über und durch den Höhenzug führen. Zu jedem gibt es eine eigene Geschichte, wie eben zum Märzenbecherweg. Die Wege werden natürlich nicht nur von Förstern und Waldarbeitern genutzt, sondern sind Bestandteil des breiten Wanderwege-Netzes im Ebbe, wie das Gebirge bei uns heißt. Was mag sich zum Beispiel hinter den Namen Hubertusweg, Wilddiebsweg, Willertshagener Weg oder Dantmickeweg verbergen, die auf den hölzernen Schildern prangen? Und warum heißt ein Weg Neuer Weg, wenn er doch so neu gar nicht aussieht und wenn hier schon die alten Römer unterwegs gewesen sein sollen? Höchste Zeit für eine Entdeckungstour.
 


Entdecke unsere Forstwege im Ebbegebirge! 

Auerhahnweg, Wilddiebweg oder Märzenbecherweg heißen sie zum Beispiel. Schöne neue Holzschilder zeigen dir genau, wo es langgeht. Unser Büchlein Geheimnisvolle Moore, Skivergnügen und der letzte Auerhahn erzählt dir außerdem die spannenden Geschichten, die hinter diesen Namen stecken. Blättere einfach online darin oder lade es dir gleich herunter.




Spielend lernen im Naturschutzzentrum Märkischer Kreis e.V. in Lüdenscheid

Der erste Schnee ist gefallen. Er bedeckt die Wiesen, die Waldlichtungen und die Baumwipfel. Alles ist stiller als sonst. Eine Gruppe Mädchen und Jungen spaziert mit einem Umweltpädagogen durch die verschneite Welt. Doch sie sind nicht die ersten. Kleine und größere Spuren sind zu sehen. Im glitzernden Sonnenschein liegen sie vor ihnen. Welche Tiere könnten das gewesen sein? Das ist die große Frage. Eine Spur zeigt zwei klein Tapser, dann zwei nebeneinander stehende Füße. Eine andere Spur ist nicht weit davon entfernt. Sie zeigt, dass ein Tier erst langsam, dann schneller gelaufen ist. Ein kleines Raubtier, aber welches? Die Kinder betrachten die Spuren genau, die sich am Waldrand verlieren. Manche geben Tipps ab. Und kommen schließlich auf die Lösung. Hier hat ein Fuchs einen Hasen gejagt. Und es sieht so aus, als hätte der Hase nochmal Glück gehabt …

Nachmittage im Naturschutzzentrum Märkischer Kreis südlich von Lüdenscheid sind für Kinder und Jugendliche ziemlich aufregend. Es wird getobt, gebastelt und spielerisch gelernt. Wie gut, dass das Naturschutzzentrum MK mitten im Grünen liegt und auf die große Schatzkiste der Natur zugreifen kann. Bei den Programmen kommen Kinder und Jugendliche voll auf ihre Kosten. Je nach Alter können sie sich einmal pro Woche als Naturwusler, Naturstromer oder Naturbande engagieren. Rund um den Naturerlebnishof bei Lüdenscheid erfahren sie viel über die umgebende Natur inklusive ihrer Wälder. Sie lernen z.B. heimische Pflanzen und Tiere kennen, sich in der freien Natur zu orientieren oder Fährten zu lesen. Das Naturschutzzentrum MK hält übrigens nicht nur für die junge Generation Naturerlebnisse bereit.



Von Baum zu Baum im Kletterwald Halver

Jetzt nicht nach unten schauen, sondern einfach geradeaus. Denn dort wartet die nächste Plattform. Doch erstmal hinkommen über das dünne Seil. Ganz ohne Gucken funktioniert es nicht, sonst geht noch ein Schritt daneben. Und man muss ja nicht unbedingt probieren, ob die Sicherung hält. Puh, geschafft, die Plattform ist erreicht. Kurzes Innehalten am Baum, ein starker, zuverlässiger Partner. Weiter geht’s. Mitten im leuchtenden Grün der Bäume wird’s jetzt noch wackeliger, denn es gilt, sich über hängende runde Holzscheiben fortzubewegen. Yeah, wieder eine Plattform erreicht. Wieder einen Baum, dessen Blätter in der Sonne tanzen …  

Im Kletterwald Halver kommt man den Bäumen von April bis Oktober besonders nah – und das in luftiger Höhe auf dem Weg von Stamm zu Stamm. Im schönen Herpinetal lässt sich die sommerlich grüne Welt des Waldes einfach mal ganz sportlich mittendrin betrachten. Hauptsächlich von den Plattformen aus, denn in den Seilen hat man natürlich so manche Aufgabe zu bewältigen. Der Kontakt zu den Riesen des Waldes ist dabei ein wichtiger Teil des Erlebnisses. Kalisho Natursport, Betreiber des Kletterwalds Halver, hat für jedes Alter und jede Kondition sowie für Gruppen- und Teamveranstaltungen passende Herausforderungen vorbereitet.   




Wald live erleben im Naturschutz- & BNE Regionalzentrum Arche Noah in Menden

Schulausflug. Rund 30 Kinder und ihre Lehrer haben sich im erfrischend kühlen Wald oberhalb der Arche Noah in Menden eingefunden. Sie lernen heute den Eichhörnchen- und Klimapfad kennen, auf dem das pfiffige Eichhörnchen Archi quasi aus dem waldigen Nähkästchen plaudert, sie von Station zu Station schickt und zeigt, wo der Klimawandel jetzt schon seine Spuren hinterlässt. Tatkräftig unterstützt wird Archi durch eine Umweltpädagogin – während die Lehrer Sendepause haben. Gebannt folgen die Jungen und Mädchen den Ausführungen, beantworten munter alle Fragen und beteiligen sich fröhlich an den Übungen. 
 

Solche Führungen auf dem Eichhörnchen- und Klimapfad veranstaltet das Naturschutz- & BNE Regionalzentrum Arche Noah. Die Arche Noah selbst ist ebenfalls ein wunderbarer Ort, um an Führungen, Kursen und weiteren Veranstaltungen teilzunehmen. Das 26.000 Quadratmeter große Gelände mit Wald und Wiesen, Bachläufen und großem See ist eine Oase der Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung für Jung und Alt. Für Kindergartenkinder und Schulklassen, Familien und Vereine oder auch Lehrer bedeutet ein Besuch spannende Naturentdeckungen und -erlebnisse am laufenden Band. Der 3 Kilometer lange Eichhörnchen- und Klimapfad ist übrigens auch frei zugänglich und kann jederzeit besucht werden.  




Du möchtest noch mehr Natur erleben?

Dann schau dich noch genauer bei uns um. Hier sind einige Vorschläge für besondere Naturerlebnisse:


Text: Sabine Schlüter – Die flotte Feder

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