Ein Südhang über der Stadt liefert in Neuenrade süffigen Ertrag
Zu Füßen des steilen Hangs liegt Neuenrade in einer Mulde, die man hier besonders gut überblickt. Die Sonne scheint, doch der Wind weht frisch. Jetzt, im Spätwinter, ist an den 900 Rebstöcken des Weinbergs noch wenig Grün zu sehen. Die Reben halten sich zurück. Als ahnten sie, dass ihnen demnächst zur Erziehung herbe Schnitte bevorstehen. Dabei ist sie natürlich zu ihrem Besten. Denn nur, wenn im Spätwinter oder im frühesten Frühjahr die Schnitte stimmen, ist im Herbst reiche Ernte zu erwarten.
Doch von Anfang an
Die Geschichte des Neuenrader Weinbergs beginnt in den Niederlanden. In Aalten, um genau zu sein. Aalten an der deutsch-niederländischen Grenze bzw. die seit 2005 eingemeindete frühere Kleinstadt Dinxperlo ist seit 1984 Partnerstadt von Neuenrade. Und wie es bei Städtepartnerschaften so ist, besuchen sich Vertreter der Städte öfter mal gegenseitig. 2010 war es wieder so weit. Der damalige Bürgermeister Klaus-Peter Sasse besuchte den Kollegen jenseits der Grenze.
Dort wurde als besondere Überraschung unter anderem Wein aus ortseigenem Anbau serviert. Nun muss man wissen, dass Aalten um einiges nördlicher liegt als Neuenrade, und dass es ziemlich flach ist. Dennoch gab es einen Weinberg – oder eher einen Weingarten. Mehr noch: Es gab eigenen wohlschmeckenden Wein aus diesem Weinanbau. Was für eine Idee: Weinbau im Norden, jenseits der klassischen Gebiete! Bei Klaus-Peter Sasse fiel sie auf fruchtbaren Boden.
Kaum zurück in Neuenrade versammelte er Freunde und Bekannte, erzählte ihnen davon und so begann der Gedanke Früchte zu tragen. Schon bald darauf, Anfang 2011, gründeten sich die Weinbergfreunde. Zunächst waren diese Freunde ohne Weinberg – aber anders als in Aalten gab und gibt es in Neuenrade immerhin Berge. Und scheinbar war der Zeitpunkt genau richtig, denn alles fügte sich bestens zusammen.
Die schwierigste Frage – nach einem passenden Grundstück – löste sich quasi von selbst: Einer der Weinbergfreunde besitzt einen Südhang, der sich nicht wirtschaftlich nutzen lässt. Und was für ein Hang! Steil, aber angrenzend an die Altstadt und mit traumhaftem Weitblick. Ideal für den Weinbau. Mittendrin ein paar alte, schattenspendende Bäume. Perfekt für Pausen mit und ohne Rebensaft.
Roter Regent und weißer Solaris
Dass sie auf ihrem Weg zum eigenen Wein jedoch noch ganz am Anfang standen, war den Weinbergfreunden durchaus bewusst. Immerhin brauchen junge Weinstöcke bis zum ersten nennenswerten Ertrag mindestens drei Jahre. Und dazu musste erstmal recherchiert werden, welche Rebsorte im manchmal etwas frischen Sauerland überhaupt in Betracht kommt. Nach eigenen Nachforschungen und fachlicher Beratung durch den Weingutbesitzer und Winzer Fritz Georg von Nell in Trier entschieden sich die Weinbergfreunde für zwei robuste Sorten: die fruchtige weiße Solaris- und die kräftige rote Regent-Traube – insgesamt 900 Rebstöcke.
Natürlich war es mit dem Kauf der Reben nicht getan, denn zunächst musste der Hang bearbeitet werden. Für den Verein begann daher 2011 das Kapitel der regelmäßigen Arbeiten am Hang.
Schnell verwandelte der sich unter Hacken, Schaufeln, Hämmern und Rasenmähern in einen Weinberg. Bereits Mitte April war er samt Rebstöcken angelegt.
Gute Ernte im Jahr 2016
Dann hieß es erstmal hegen, pflegen – und warten. Jahr für Jahr wurde an den Reben Unkraut entfernt und zwischen den Spanndrähten Gras gemäht. Vor allem wurden die Reben erzogen. Rebenerziehung bedeutet, dass die Reben im Frühjahr nach einem bestimmten Prinzip in Form gebracht werden. Die Weinbergfreunde in Neuenrade hatten sich für den sogenannten Doppelstreckbogen entschieden. Bis auf zwei Triebe werden an jedem Rebstock jedes Frühjahr die Triebe entfernt, sodass die Nährstoffzufuhr fürs Wachstum optimal ist.
In diesen ersten Jahren war Geduld bei den Weinbergfreunden die gefragteste Tugend. Erst 2016 konnte zum ersten Mal eine kleine Menge an Trauben gekeltert werden – mehr als 200 Flaschen Berentroper Klostergarten ergab die Lese. Allerdings nur für den privaten Bedarf, denn die Verordnungen der EU sind streng. Unter diesen Voraussetzungen ist heute das Keltern der Erträge privater Winzer auf Flächen bis zu 1.000 Quadratmetern geduldet. Der Verkauf oder Ausschank der Weine ist untersagt. Bis 2016 durfte jedoch nur der Ertrag von 100 Quadratmetern gekeltert werden.
Berg- und Talbahn der Gefühle
Zuversichtlich starteten die Weinbergfreunde daher ins Jahr 2017. Hegen, pflegen, schneiden und dem Wein beim Wachsen zusehen. Unkraut entfernen, Gras mähen. Die Eisheiligen überstehen. Viele schöne Pausen mit Ausblick auf dem sogenannten Balkon unter hohen Bäumen. Mitte des Jahres hatten sich die Trauben der Weinfreunde prächtig entwickelt. Prall saßen sie im dichten Weinlaub. Doch dann war es über Nacht mit der Pracht vorbei.
Denn der Weinberg hatte ungebetenen Besuch erhalten. Ein ganzer Sprung Rehe muss es gewesen sein, der sich hier ein nächtliches Gelage gönnte. Den umgebenden Zaun hatte die Herde an einer defekten Stelle überwunden. Vorbei war es mit den prächtigen Trauben, vorbei mit reicher Ernte im Herbst 2017. Ein herber Rückschlag für die Weinbergfreunde.
Ans Aufgeben dachte jedoch niemand. Im Gegenteil: Unter der guten Pflege der Traubenfreunde erholten sich die Reben in den nächsten Jahren. Keiner der 900 Rebstöcke ging verloren und langsam konnte der Ertrag wieder gesteigert werden – obwohl auch Vögel und Wespen sich immer wieder gerne an den süßen Früchten gütlich taten. Das Jahr 2020 wurde schließlich der bisher beste Jahrgang mit rund 600 Flaschen Berentroper Klostergarten. Die Sorten Solaris und Regent wurden gemeinsam zu Neuenrader Rotling gekeltert.
Wie das aktuelle Jahr wird, lässt sich in Momenten, wo noch kräftig eisige Winde wehen, nicht voraussagen. Doch die privaten Weinkeller sind noch gut gefüllt. Und so manche Flasche wird an Wegbegleiter der Weinbergfreunde verschenkt.
Du möchtest den Weinberg in Neuenrade besuchen?
Kannst du jederzeit, denn die Weinbergfreunde lassen das Tor zum Weinberg das ganze Jahr über geöffnet.
Unter hohen Bäumen laden dich Tisch und Bänke auf deiner Wanderung oder deiner Radtour zur Rast mit wunderschöner Aussicht ein.
Die Bewirtung musst du allerdings selbst übernehmen – ebenso wie das Aufräumen.
Veranstaltungen im Weinberg
Besonderes Vergnügen bereitet den Weinbergfreunden, ihren Weinberg für Veranstaltungen zu öffnen. Dies ist immer wieder eine willkommene Gelegenheit, mit Besuchern ins Gespräch zu kommen sowie von ihren Erfahrungen mit dem Weinberg und den Reben zu berichten. So finden unter den alten Bäumen von Zeit zu Zeit kleine Konzerte statt.
Zudem beteiligen sie sich jedes Jahr im September an der Aktion Offene Gärten im Ruhrbogen. Gerne würden sie zu diesen Gelegenheiten ihren eigenen Wein ausschenken, doch das ist Privatwinzern mit Flächen unter 1000 Quadratmetern in der EU nicht erlaubt. Der Weinberg in Neuenrade hat 999 Quadratmeter.
Wusstest du schon, dass ...
… die Weinbergfreunde ihren Weinberg zufällig an einem Hang angelegt haben, der im späten Mittelalter schon von den Mönchen des Klosters Berentrop für diesen Zweck genutzt wurde? Erfahren haben die Traubenfreunde das allerdings erst, nachdem sie ihre Rebstöcke bereits gepflanzt hatten. Ein Weinbergfreund, Dr. Rolf Dieter Kohl, ehemaliger Leiter des Kreisarchivs in Altena, stolperte über die Bezeichnungen Winnenberg und Am Wümberg in alten Flurkarten. Seine Recherchen ergaben, dass dies tatsächlich frühere Bezeichnungen für Weinberg sind.
Mehr als wahrscheinlich also, dass sowohl die Mönche als auch die späteren adeligen und bürgerlichen Besitzer des Klosters genau an diesem Hang ab dem 13. Jahrhundert Wein anbauten.
Schau doch mal rein: Hier liegt der Weinberg quasi am Wegesrand
Umweg heißt die kleine Stichstraße, die beim Weinberg in einen Feldweg übergeht. Definitiv ein kleiner Schlenker, der sich auf jeden Fall lohnt.
Sauerland-Höhenflug: Von Altena nach Neuenrade-Wilhelmshöhe
Herrliche Fernsichten, verschlungene Pfade, zahlreiche Naturbesonderheiten erwarten Dich auf der ersten Etappe vom Einstiegsportal an der Burg Altena.
Die Tour startet an der Burg Altena, einer der wohl schönsten Höhenburgen Deutschlands. Seit einigen Jahren verbindet ein (kostenpflichtiger) Erlebnisaufzug die Altenaer Innenstadt direkt mit der Burg. Diesen Lift solltest Du Dir zum Beginn der Tour nicht entgehen lassen. Die eigentliche Wandertour startet dann am Burgtor und führt zunächst hinab in Nettetal. Von hier wanderst Du stetig bergauf zur Panoramatafel am Hegenscheid. Weiter geht es in Richtung Quitmannsturm, der oben auf dem Kohlberg steht - mit einer herrlichen 360 ° Aussicht. Dein nächstes Ziel ist die Quelle der Hönne, die sich von hier aus auf den Weg zur Ruhr macht. Kurze Zeit später erreichst Du Neuenrade. Im Bereich Wilhelmshöhe an der B 229 endet die Etappe.
Altena: Von der Autobahn A45 (Sauerlandlinie) fähst Du an der Ausfahrt Lüdenscheid-Nord ab und folgen dann der Beschilderung nach Altena. Von der A46 nehmen Sie die Ausfahrt Iserlohn-Oestrich und folgen dann den Schildern nach Altena.
Neuenrade: Verlasse die Autobahn 45 an der Anschlussstelle 14 - Lüdenscheid - und fahren rechts in Richtung Werdohl. Folgen Sie der B229 für ca. 15 km bis zum Ortseingang Neuenrade. Von der A46 kommend verlassen Sie die Autobahn an der Anschlussstelle 46 - Arnsberg-Hüsten - und folgen der B229 für ca. 30 km bis Neuenrade.
In Neuenrade: Parkplatz Wilhelmshöhe an der L 656 von Werdohl nach Neuenrade. GoogleMaps-Koordinaten: 51.275068,7.770257
In Altena: Parkplatz „Langer Kamp“ am Lenneufer. Von hier führt ein schwarz markierter Zugangsweg zur Burg Altena. GoogleMaps-Koordinate: 51.292569,7.672238
In Altena/Ausgangspunkt Burg Altena: Die Anreise zur Stadt Altena ist über die Bahn mit der RE16, die zwischen Siegen und Essen verkehrt, den ganzen Tag über möglich. Der Einstieg in den Wanderweg geht über einen Zuweg in der Innenstadt Richtung Burg Altena (Infotafeln am Bahnhof). Vom ZOB verkehren Linien aus Richtung Werdohl (Bus 36), Iserlohn (Bus 37), Hemer (Bus 33) und Lüdenscheid (Bus 37). Auch ein Transfer zwischen Bahnhof und Burgweg, der Haltestelle am Sauerland-Höhenflug Einstieg ist mit verschiedenen Stadtbussen möglich. Von dort sind es nur noch wenige Meter Richtung Norden bis zum Beginn des Sauerland-Höhenflugs!
Genaue Fahrplanauskunft unter http://www.bahn.de und http://www.mvg-online.de/.
Wer ab dem Zielpunkt Wilhelmshöhe wieder zurück nach Altena fahren möchte, kann den 4,8 Kilometer langen Zuweg von der Wilhelmshöhe bis zum Bahnhof Werdohl nutzen und von dort aus den Zug zurück nach Altena nehmen.
In Neuenrade/ Ausgangspunkt Wilhelmshöhe: Die Haltestelle Wilhelmshöhe wird von Bussen aus Neuenrade Bahnhof (Bus 60, Bus 260, Bus 274), Küntrop (Bus 60, Bus 260), Werdohl (Bus 260) und Altena (Bus 260) angefahren. Sie liegt direkt an der B 229, die nur weniger Meter südlich (Richtung Kreuzung Altenaer Straße/Werdohler Straße) vom Sauerland-Höhenflug gekreuzt wird.
Der Neuenrader Bahnhof kann aus Richtung Unna (RB54), Werdohl (Bus 60), und Küntrop (Bus 60) angefahren werden. Zwei Zuwege zum Sauerland-Höhenflug beginnen direkt am Bahnhof. Ob sie nördlich des Ortes vor dem Aussichtspunkt "Große Assig" auf den Wanderweg einsteigen, oder doch erst südlich auf dem Gersberg, liegt ganz an Ihnen.
Den Ausgangspunkt der Etappe Wilhemshöhe erreichen Sie auch ab dem Bahnhof Werdohl, indem Sie dem mit weißem H auf schwarzen Grund markierten Zugangsweg ab dem Bahnhof Werdohl folgen. Die Anreise zum Bahnhof Werdohl ist mit der RE16, die zwischen Siegen und Essen verkehrt den ganzen Tag möglich. Ab dem Ziel der Etappe in Altena, können Sie bequem wieder mit dem Zug (RE16) nach Werdohl fahren.
Schwierigkeit | mittel |
Länge | 16.6 km |
Dauer | 5:50 Std |
Aufstieg | 461 hm |
Abstieg | 302 hm |
Weitere Informationen
- Kulturell interessant
- Einkehrmöglichkeit
Startpunkt der Tour
Altena, Burg Altena
Zielpunkt der Tour
Neuenrade-Wilhelmshöhe
Text: Sabine Schlüter - Die flotte Feder