Ein Rundgang durch das Deutsche Drahtmuseum
Der Draht – ein, so scheint es, eher unspektakulärer Werkstoff. Tatsächlich ist der Draht aber wesentlich spannender, als so mancher denkt. Die Drahtherstellung- und nutzung hat eine lange und vor allem bedeutsame Geschichte, nicht zuletzt für die Region Märkisches Sauerland. Und auch heute gehört der Draht zu unseren wichtigsten Begleitern im Alltag.
Wir besuchen das einzige Drahtmuseum der Erde und tauchen tief in die geheimnisvolle Welt des Wunder-Werkstoffs ein.
Anreise und Parken
Das Drahtmuseum liegt im Herzen der historischen Stadt Altena, nicht einmal 500 Meter von Touristen-Highlight, der Burg Altena, entfernt. Aus dem Ruhrgebiet kommend, fahren wir am Kreuz Hagen auf die A46 und folgen dieser bis zur Abfahrt Iserlohn-Oestrich. Von dort geht es nur noch ungefähr 20 Minuten die Bundesstraße 236 hinunter und schon sind wir im schönen Altena. Vor Ort werden Drahtmuseum und Burg zur Genüge ausgeschildert. Direkte Parkplätze für Museumsbesucher gibt es nicht, allerdings sind am Straßenrand einige kostenlose Möglichkeiten gegeben, sein Auto abzustellen.
„Vom Kettenhemd zum Supraleiter“
Zugegeben: Ich habe nicht besonders viel erwartet von einem Museum, in dem es nur um Draht geht. Ich meine Draht, so spannend kann das ja nicht sein. Doch schon beim Betreten des Gebäudes merken wir, dass hier ein anderer Wind weht. Ein eindrucksvoller Flur, geflutet von bläulichem Licht, empfängt uns hinter der Eingangstür. Der erste Eindruck sitzt. Rechts vom Eingang ist der Empfang. Der freundliche Herr erklärt uns kurz, wie das Museum aufgeteilt ist. Als Studenten zahlen wir 3,50 Euro Eintritt, für Erwachsene sind es normalerweise sechs Euro. Das Ticket gilt auch für die Besichtigung der Burg Altena. Wir schauen uns die Dauerausstellung an, die es in dieser Form seit 1999 gibt. Sie heißt: „Vom Kettenhemd zum Supraleiter“.
Direkt der erste Raum der Ausstellung macht deutlich, dass ich in meiner Annahme – „Es könnte etwas langweilig werden“ – falsch lag. Den Besuchern wird vor Augen geführt, warum der Draht so wertvoll für uns Menschen ist. Hier liegen Telefone, wir sehen den Querschnitt einer Brückenstrebe und es steht eine Ski-Gondel im Raum. All das sind Dinge, bei deren Herstellung der Draht eine elementare Rolle spielt.
Dann werden wir zurück in die Zeit geführt. Sehr anschaulich zeigt die Ausstellung die Entwicklung der Drahtherstellung – erst das Drahtziehen von Hand, dann mit Maschinen. Ein Raum stellt eine komplett funktionstüchtige Drahtzieherei dar, wie es sie von den 1920ern bis in die 50er-Jahre gab.
Im zweiten Stockwerk der Ausstellung zeigt das Museum, wie die Arbeit der Leute in der Drahtindustrie ausgesehen hat. Besucher können anhand der vielen Originalaufnahmen aus dem 20. Jahrhundert, in die Welt der Arbeiter eintauchen. Die meisten Fotos stammen aus Betrieben, die in Altena selbst ansässig waren. Die Region war aufgrund des hohen Vorkommens an Eisenerz immer eine Hochburg der Drahtproduktion.
Draht ist überall
Draht begleitet uns ständig, ob im Alltag oder in unserer Sprache. Und auch das zeigt die Ausstellung. In der Küche, in Instrumenten, in Schmuck, in Werkzeug – der Draht ist nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Ein Raum zeigt zum Beispiel, wie wichtig das Material für die Stromversorgung sämtlicher Geräte ist. Ein weiterer Gang ist bestückt mit Redensarten, die den Draht enthalten. „Ein Drahtseilakt“, „auf Draht sein“, „Ein Drahtzieher sein“ um beispielhaft ein paar zu nennen.
Auch Künstler nutzen den Draht. Ein Highlight der Ausstellung war definitiv das Draht-Kleid, das sich schön beleuchtet um die eigene Achse dreht. Aber auch andere künstlerische Installationen lassen uns staunen, wozu der Draht so fähig ist. Wirklich cool.
Nach drei Stockwerken und eineinhalb Stunden Aufenthalt endet unser Rundgang dann.
Ein Fazit
Das Deutsche Drahtmuseum wird mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben. Viele spannende Einblicke in eine Welt, über die ich kaum etwas wusste, haben unseren Besuch zu etwas Besonderem gemacht. Kunst, Wissenschaft, Geschichte – die Ausstellung überzeugt mit vielseitigen Elementen, die den Draht sehr viel zugänglicher machen. Auch für Kinder sollte es nicht langweilig werden.
Das Museum bietet an verschiedenen Stationen die Möglichkeit, selbst mal Sachen auszuprobieren. Das Deutsche Drahtmuseum sollte bei einem Trip in das Märkische Sauerland also ganz oben auf der To-Visit-Liste stehen.
Über den Autor
Hi, ich bin Julius Hentges. Zurzeit studiere ich Journalismus und PR an der Westfälischen Hochschule im schönen Gelsenkirchen. Geboren und aufgewachsen bin ich im „Tor des Sauerlands“ – in Hagen. Und weil das Märkische Sauerland quasi vor der Haustür liegt, habe ich dort schon einige schöne Erfahrungen gemacht. Für das Uni-Projekt darf ich jetzt noch tiefer in diese eindrucksvolle Region samt ihrer Natur und Geschichte eintauchen. Was ich erlebe, könnt ihr hier im Blog lesen.