Die Motte Neuenrade – Eine historische Turmhügelburg im Märkischen Sauerland
Die Motte Neuenrade klingt anfangs mehr nach einem lästigen Insekt, ist bei genauerer Betrachtung allerdings ein Ort mit viel Geschichte. Dabei handelt es sich um eine Turmhügelburg, die vor langer Zeit in dieser Gegend stand. Das Wort "Motte" kommt aus dem Französischen (château á motte) und bedeutet auf Deutsch so viel wie „Erdklumpen“. Typisch für Motten, die in ganz Mitteleuropa verbreitet waren, ist, dass sie von einem Wassergraben umgeben sind und meist aus Holz bestehen. Gebaut wurden die Motten vermehrt im 11. und 12. Jahrhundert und dienten zum Schutz von Ländereien.
Standort und Historie der Motte Neuenrade
In Neuenrade findest du die Turmhügelburg, wenn du ins Navi „Zur Dinneike“ eingibst. Direkt daneben befindet sich eine Schützenhalle mit großem Parkplatz, also sollte immer ein Platz frei sein. Gebaut wurde die Motte 2010 im Zuge der Ausstellung „Ritter, Burgen und Intrigen – AufRuhr – Das Mittelalter an Rhein und Ruhr“ des LWL-Museums für Archäologie in Herne. Nachdem sie dort einige Zeit stand, sollte sie verschenkt werden. Neuenrade interessierte sich für die Motte und bot mit der historischen Burg Gevern, die eine bedeutende Motte der Grafen von Arnsberg war, einen perfekten Ort für die Turmhügelburg im Stadtteil Küntrop. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe stimmte den Plänen zu und so wurde die Motte in Eigeninitiative abgebaut, zwischengelagert und anschließend 2013 in Neuenrade wieder aufgebaut. Seitdem kümmert sich die Bürgerstiftung Neuenrade um die Pflege des Turms.
Besuch der Motte Neuenrade
Von Ostern bis Oktober hat die Motte jeden ersten Sonntag im Monat von 14-17 Uhr geöffnet. Ehrenamtliche Helfer erklären dir gerne alle Hintergründe und faszinieren mit spannenden Geschichten. Wenn du mit dem Auto anreist, kannst du den Turm bereits aus der Ferne zwischen einigen Bäumen erkennen. Genau das ist auch der Sinn hinter diesen Bauten. Zum einen sind sie von weit weg zu sehen und schrecken ab, zum anderen haben die Wachen oben im Turm einen weiten Rundumblick über die Gegend, können so potenzielle Feinde früh erkennen und Alarm schlagen.
Entdeckung der Turmhügelburg
Bevor man die Motte betritt, geht man einige Stufen hinauf, und von hier aus wirkt der Turm noch größer. Auf der linken Seite ist dann der Eingang ins Innere. Direkt fällt einem die Ritterrüstung auf, die einem gegenübersteht und bei dem gedimmten Licht gleich viel bedrohlicher aussieht. Es handelt sich allerdings um eine Nachahmung – eine originale Rüstung in diesem Zustand wäre auch sehr besonders. An einer anderen Wand hängt ein Wildschweinkopf, eine damals übliche Dekoration.
Innenräume und Ausstattung
Geht man die schwere Holztreppe in den ersten Stock hinauf, landet man in einem Raum, den ich als Wohnzimmer beschreiben würde. Neben einem Thron steht hier eine lange Tafel mit einer Sitzbank dahinter. Alles Motten-typisch aus Holz. An den Wänden stehen viele Becher, Kannen und Tassen – diese sind dekorativ und nicht aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. In diesem Raum kann zudem auch geheiratet werden, ein netter Fun-Fact.
Eine Etage weiter oben stehen zwei Betten und eine Truhe. Es fällt direkt auf, dass die Betten ziemlich klein sind. Das kann daran liegen, dass die Menschen früher nicht so groß waren wie heute, oder dass die Wachen in den Motten im Sitzen geschlafen haben, um bei Gefahr schneller reagieren zu können. Zum Zudecken liegen hier zeitgemäß einige Tierfelle. An einer Wand ist eine Toilette eingelassen, wie damals üblich nur ein Sitz mit einem Loch darunter.
Ausblick und Umgebung
Die letzten Stufen führen zur obersten Etage der Motte. Hier bietet sich ein beeindruckender Rundblick über die Gegend, und bei gutem Wetter kann man kleinen Flugzeugen beim Starten und Landen auf dem nahegelegenen Sportflugplatz zusehen. Früher standen in der Umgebung nicht so viele Gebäude wie heute, was den strategischen Hintergrund dieser Turmhügelburg verdeutlicht. Heute kannst du von hier aus schöne Aufnahmen der Aussicht machen oder rätseln, auf welcher der Landstraßen du angereist bist.
Wenn du schon in der Gegend bist, solltest du dir auch den Weinberg in Neuenrade ansehen. Dieser liegt nur ein kleines Stück weiter und ist besonders bei sinkender Sonne einen Besuch wert. Zudem bietet er fast einen so guten Ausblick wie die Motte.
Über den Autor
Hi, ich heiße Linus Buddeu nd studiere Journalismus und Public Relations an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Als Hundebesitzer bin ich sowieso viel und oft draußen. Daher hatte ich mit dem Projekt im Märkischen Sauerland einen guten Weg, um rauszukommen und neue Orte zu entdecken. Ich habe mich im Rahmen der Arbeit viel damit befasst, für euch ein paar echt schöne Ausflugsziele zu finden und hoffe, dass sie euch auch gefallen.