Ein Ausflug in die Unterwelt -
Höhlen im Märkischen Sauerland
Wusstet ihr, dass es im Märkischen Sauerland unzählige Höhlen gibt? Das Hönnetal gilt sogar als höhlenreichstes Tal in ganz Nordrhein-Westfalen. Nur die wenigsten von ihnen sind von außen als solche zu erkennen. Ein paar der Höhlen könnt ihr jedoch im Rahmen einer Führung oder Veranstaltung besichtigen. Manche sind sogar komplett frei zugänglich. Wagt ihr euch auf einen Ausflug in die Unterwelt?
Dechenhöhle
Die Dechenhöhle ist für mich der ganz große Star unter den Tropfsteinhöhlen! Ich war nicht nur begeistert von der Höhle selbst, sondern auch von der Hingabe und Leidenschaft, mit der die Höhle, das angrenzende Höhlenmuseum und die Führungen betrieben werden. Das Ganze wird von einem echt engagierten Dreierteam gestemmt – alle Mitarbeiter sind ausgebildete Geologen und können mit unheimlich viel Fachwissen wirklich jede Frage beantworten!
Die Führungen finden unter der Woche alle eineinhalb bis zwei Stunden statt, am Wochenende, während der Schulferien und an Feiertagen laufend zwischen 10:30 Uhr und 15:30 im Winter bzw. 16:30 Uhr im Sommer.
Besonders beeindruckt hat mich, dass die Höhle erst vor etwa 150 Jahren entdeckt wurde, aber seitdem schon von über 14 Millionen Menschen besichtigt wurde. Rasmus Dreyer führt euch mit ganz viel Witz und Charme durch den 900 Meter langen begehbaren und ausgebauten Teil der Höhle. Ich verspreche euch, es werden euch nicht nur einmal die Worte fehlen – ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus! Wisst ihr zum Beispiel, wie Tropfsteine entstehen? Oder dass die Stalagmiten (vom Boden wachsend) und Stalaktiten (von der Decke herabwachsend) ungefähr 100 Jahre für 1 cm Wachstum benötigen?
Es gibt 15 verschiedene Stationen in der Dechenhöhle, die, aufgrund ihrer unterschiedlichen und besonderen Formation, alle ihren eigenen Namen tragen. Meine absoluten Highlights waren die Orgel, die, wenn sie mit Licht bespielt wird, auf einmal zu einem Wasserfall oder einer Lavamasse wird und der mystische Nixenteich in der Nixengrotte. Lustig war auch der Gemüsegarten und dass ich in der Orgel einen Zwerg erkannt habe, der seine Hände übereinander zusammenfaltet. Der Baumkuchen in der Kaiserhalle hat bei mir sofort die Assoziation des Empire State Buildings in New York hervorgerufen. Ich bin mir sicher, dass hier bei jedem Besucher die wildesten Fantasien angeregt werden!
Neben den normalen Führungen finden in der Dechenhöhle auch Veranstaltungen, wie ein Whiskeytasting, Laternenumzüge mit St.-Martinsschauspiel oder Konzerte statt. Über das aktuelle Programm könnt ihr euch auf der Webseite informieren.
Reckenhöhle
Die 2 Millionen Jahre alte Tropfsteinhöhle wurde 1888 von Franz Recke durch einen Zufall entdeckt, als er einen Fuchs verfolgte, der sich an seinen Hühnern und Gänsen zu schaffen gemacht hat.
Seit 1924 ist die Höhle in ihrer heutigen Art begehbar und kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Sie trägt wegen ihrer einzigartigen Wirkung der Luft innerhalb der Höhle auch den Spitznamen „Die Urgesunde“. Die kühle und saubere Höhlenluft kann zum Beispiel im Rahmen einer „Höhlenstollentherapie“ genossen werden. Dabei nimmt man mit Decken ausgerüstet 20 Minuten in der Haupthalle Platz und atmet einfach einmal tief durch. Die Luft wirkt sich besonders gesundheitsfördernd auf Menschen mit Atemwegserkrankungen, Asthma oder Heuschnupfen aus. Für mich, die auf jegliche Gräser und Pollen allergisch reagiert, war der Besuch eine echte Wohltat! Aber auch abgesehen vom gesundheitlichen Aspekt ist der Besuch ein echter Entspannungsgarant, wenn man dem trubeligen Stadtleben einmal entfliehen möchte.
Auf dem 300 Meter ausgebauten Weg durch die Höhle lauft ihr auf engen unterirdischen Gängen zur Haupthalle, über das „Paradies“ mit Adam und Eva und landet schließlich in der „Kapelle“ – dem beeindruckendsten Teil der Höhle. Hier erwarten euch die unterschiedlichsten Formationen an Stalaktiten und Stalagmiten, bei dem eure Fantasie gefragt ist. Denn jeder Besucher hat ganz unterschiedliche Assoziationen zu den verschiedenen Tropfsteingebilden.
Übrigens ist die Höhle so ausgebaut, dass sie vollständig barrierefrei zugänglich ist. Auf der Webseite erhaltet ihr aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten, Führungen und Preisen.
Heinrichshöhle
Die Heinrichshöhle liegt in Hemer im Stadtteil Sundwig und lässt sich perfekt mit einem Besuch des Felsenmeers verbinden, das nur 5 Gehminuten entfernt liegt. Aber beachtet bei eurer Planung, dass die Höhle bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich am Wochenende zwischen 11 und 17 Uhr im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann.
Besonders bekannt ist die seit 1905 für Besucher erschlossene Tropfsteinhöhle wegen der zahlreichen Knochenfunden, die teilweise noch aus der Eiszeit stammen. Dazu gehört zum Beispiel ein 2,35 m langes vollständiges Höhlenbärenskelett. Auch hier wurden den unterschiedlich geformten Tropfsteinen lustige Spitznamen, wie „kleine Waschfrau“, „Fisch in der Speisekammer“, „Kölner Dom“ oder „schiefer Turm von Pisa“, gegeben.
Die reguläre Führung durch das unterirdische Reich dauert etwa 40 Minuten. Es werden aber auch spezielle Themenführungen, pädagogische Programme und Führungen für Kinder angeboten. Über das genaue Angebot informiert ihr euch am besten auf der Webseite des Höhlen- und Karstkundlichen Informationszentrums (HIZ) Hemer.
Feldhofhöhle
Die Feldhofhöhle ist eine Station auf dem Rundwanderweg „Auf dem Hönnepfad“ und bietet sich außerdem als Ausflugsziel an, wenn ihr zu Gast im Haus Recke seid. Von dort aus sind es etwa 20 Minuten Fußweg bis zur Höhle, die vollkommen frei zugänglich ist.
Der riesige Höhleneingang hat eine Höhe von vier Metern und eine Breite von acht Metern und ist auf der einen Seite mit Efeu bewachsen – eine echt schöne Fotokulisse!
Wer die Höhle von innen erkunden will, sollte unbedingt eine Taschenlampe mitnehmen, mit einer Handytaschenlampe kommt ihr hier leider nicht weit. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, denn ihr könnt relativ weit in die Höhle hineingehen. Anders als manch andere Höhlen ist die Feldhofhöhle durch ihre hohen Decken gekennzeichnet. Die große Haupthalle verzweigt sich nach etwa 100 Metern in mehrere „tote“ Nebenarme, von denen euch einer davon weitere 200 Meter tief in die Höhle hineinführt.
Früher wurde die phosphatreiche Füllung der Höhle übrigens nicht nur als Dünger auf den Feldern verteilt, der Höhlenraum diente im zweiten Weltkrieg sogar als Munitionslager.
Balver Höhle
Die Balver Höhle findet ihr – wie der Name bereits unschwer vermuten lässt – im Hönnetal in Balve. Anders als bei der Recken- oder Dechenhöhle handelt es sich hierbei nicht um eine Höhle, die man im Rahmen einer Führung besichtigen kann. Dafür ist die Balver Höhle die größte offene Kulturhöhle in Europa und kann im Rahmen von Veranstaltungen besucht werden.
Bereits das Eingangsportal mit seiner 11 Meter hohen Decke und einer Breite von 18 Metern lässt einen staunen! Die riesige Haupthalle – der „Felsendom“ - in der die Veranstaltungen, wie z.B. Konzerte, Theater, Bühnenspiele oder Feiern stattfinden, fasst mit 90 Metern Tiefe bis zu 2000 Menschen. Die Höhle vermittelt durch raffiniert eingesetzte Lichtreflexe im Kalkstein nicht nur eine ganz besondere Atmosphäre, sie bietet durch ihre Beschaffenheit auch eine außergewöhnlich feintönige Akustik.
Veranstaltungen in der Höhle haben ihren ganz besonderen Reiz. Falls ihr diesen einmal persönlich erleben wollt, könnt ihr euch auf der Webseite über die kommenden Veranstaltungen informieren.
Über die Autorin
Ich heiße Jana und studiere Journalismus & PR im vierten Semester an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Ich bin in Bochum geboren und ein echtes Pottkind, wie es leibt und lebt. Ich liebe das Reisen und habe bereits fast jeden Kontinent bereist. Im Rahmen der Projektarbeit meines Studiums darf ich aktuell das Märkische Sauerland erkunden und darüber schreiben.